Mit dabei: Simon Langer von der Regionalgruppe Rostock vom Cradle to Cradle e. V.

Klimapositiv statt klimaneutral

Von der Wiege bis zur … – nein, nicht bis zur Bahre, sondern bis zur Wiege! Wenn die Lebensdauer eines Produkts abgelaufen ist, soll nicht ein Kreislauf abgeschlossen sein, soll es nicht zu Grabe getragen werden, sondern soll ein neuer Zyklus beginnen. „Cradle to Cradle“ (C2C) nennt sich ein vor über 30 Jahren in den USA gegründetes Konzept, das nicht die Reduktion negativer ökologischer Fußabdrücke, sondern die Steigerung positiver Spuren zum Ziel hat. Klimapositiv statt klimaneutral.

„Das klingt auf den ersten Blick ein bisschen kompliziert“, gibt Simon Langer zu, der im März an der Gründung der C2C Regionalgruppe Rostock beteiligt war. „An einem Beispiel ist es aber ganz leicht erklärt“, sagt er und greift zu einer Flasche mit Reinigungsmittel. „Der Inhalt geht nach der Benutzung über das Abwasser wieder in den biologischen Kreislauf und ist im besten Fall frei von Schadstoffen. Er hinterlässt also keinerlei negative Spuren. Die Flasche besteht beim C2C-Prinzip aus einem Stoff, der komplett recycelbar ist, und aus dem zum Beispiel wieder eine Flasche wird. Wenn dann alles noch sozial gerecht produziert wurde, erneuerbare Energien zum Einsatz gekommen sind und ein gesundes Wassermanagement erfolgt ist – perfekt!“

Das Problem: In den meisten Fällen ist das Produkt selbst nicht schadstofffrei, besteht die Verpackung aus schlecht recycelbaren Stoffen, die spätestens nach der zweiten Nutzungsrunde Müll sind. Dass sich das ändert, dafür setzt sich der Verein ein, indem er über das C2C-Konzept informiert. Verbraucher*innen und Hersteller*innen sollen sensibilisiert werden, denn bald sind die derzeit wichtigsten Rohstoffe aufgebraucht oder zumindest so knapp, dass sie extrem teuer sind.

Simon Langer kennt die Skepsis von C2C-Neulingen: Bei einigen teuren Nischenprodukten kleiner, innovativer Hersteller*innen mag das klappen, aber bei Massenprodukten? „Es gibt ein C2C-Reinigungsmittel von Frosch, C2C-Shirts von C&A, Stabilo-Stifte sind zertifiziert – die Liste namhafter Hersteller mit C2C-Produkten ist lang“, überrascht Simon Langer mit den Fakten.

Wahrscheinlich werden auch die Besucher*innen auf dem Klima-Aktionstag am 16. September überrascht sein, wenn der Mikrobiologe von Cradle to Cradle berichtet. Wer an dem Nachmittag keine Zeit hat, die autofreie Lange Straße zu besuchen, findet Informationen unter https://c2c-ev.de/rostock/. Im Ökohaus wird noch bis zum 23. Oktober eine Ausstellung über C2C gezeigt.

Text und Foto: Dörte Bluhm

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